200 Feuerwehrleute sind in Affaltern im „Großeinsatz“

09.09.2023
Feuerwehr

Nahe Lützelburg wurde einer der größten Feuerwehreinsätze des Landkreises simuliert. Doch es kam dabei zuunverhofften Überraschungen.
Ein außer Kontrolle geratenes Pfadfinder-Lagerfeuer, eine Handvoll verletzter Menschen, die panische Flucht einesmutmaßlichen Brandstifters in das dunkle Dickicht der Wälder – und weit und breit kein Gewässer zum Löschen in Sicht! Keine paar Minuten später ertönen gleichzeitig die Sirenen in einem ganzen Dutzend Ortschaften, was nichtweniger als 200 Einsatzkräfte der Freiwilligen Feuerwehr in Richtung Waldbrandgebiet bei Affaltern strömen lässt.

Kurz darauf schießt die erste Wärmebild-Drohne in den Himmel, werden Löschschläuche zu zwei Kilometern Längezusammengesteckt und die Güllewägen der ortsansässigen Bauern mit Wasser gefüllt. Ein Schreckensszenario auseinem Katastrophenfilm? Keineswegs – aber glücklicherweise „nur“ eine Übung für den Ernstfall, die in ihremorganisatorischen Ausmaß allerdings einzigartig im Landkreis war.

Kommandant aus Affaltern hat drei Monate geplant
Ganze drei Monate hatte der Kommandant Mathias Burger von der Freiwilligen Feuerwehr Affaltern diese Einsatzprobefür den Ernstfall geplant, ohne dass jemand von der örtlichen Bevölkerung etwas davon mitbekommen hätte. Dassimulierte Szenario: Eine Gruppe von Pfadfindern zeltet in den Wäldern zwischen Affaltern und Lützelburg, löst dorteinen verheerenden Brand und damit eine kaum mehr zu kontrollierende Katastrophe aus. Doch das war den Ausrichternder Großübung noch keineswegs genug: Der Waldbrand sollte sich ganze zwei Kilometer von der nächsten Wasserstelleabspielen, die vermeintlichen Pfadfinder in Panik verfallen.

Für die Organisatoren stellte sich daher am Ende der Planungen die alles entscheidende Frage: Würde ein solchergemeinsam durchgeführter Großeinsatz in einem Ernstfall tatsächlich funktionieren? Im Vorfeld wussten das nichteinmal die Ausrichter der Übung zu sagen und warteten am Samstag gespannt auf den festgelegten Startzeitpunkt der Aktion. Und um Punkt 13 Uhr war es dann schließlich so weit: In ganzen zwölf Ortschaften des Landkreises gingenunverhofft die Sirenen los, dazu wurden noch die Polizei
Gersthofen sowie das Drohnenteam des BRK inEinsatzbereitschaft versetzt.

Löschschlauch wird zwei Kilometer lang
Und von nun an ging alles ganz schnell: Nur wenige Minuten nach dem Alarm später schossen die Fahrzeuge vonAffaltern in das betreffende Waldgebiet. Unmittelbar darauf folgten die Einsatzkräfte von Feigenhofen, Osterbuch, Biberbach und Emersacker – bis schließlich ganze 200 freiwillige Helfer unterwegs waren, die sich nun möglichstsinnvoll koordinieren mussten. Und dies war auf bemerkenswerte Weise gelungen: Während die Organisatoren inWindeseile eine mobile Einsatzzentrale am Waldrand errichteten, steckten dutzende andere junge Frauen und Männerdie Löschschläuche zu einem einzigen 2000 Meter-Schlauch zusammen.

Kreisbrandrat Friedhelm Bechtel verschaffte sich über ein Privatgrundstück Zugang zu einem kleinen Löschwasserbach,die Polizei übernahm die verkehrstechnischen Sicherungsaufgaben – und Feuerwehrmann Jürgen Brummer kämpftesich zu den jungen „Brandstiftern“ vor, um diese zu beruhigen und mit Trinkwasser zu versorgen.

Ein nicht eingeplanter Zwischenfall: Einer der mitwirkenden Jugendlichen wollte es offensichtlich genauer wissen undflüchte ganz spontan noch tiefer in den dunklen Wald hinein. Doch auch diese Situation brachte die Feuerwehrleutenicht aus der Ruhe: Ohne sich großartig abzusprechen, kreisten sie den Flüchtenden ein und konnten diesen eine Minutespäter bereits wieder in Gewahrsam nehmen.

Im Ernstfall wären noch mehr Rettungskräfte nach Affaltern gekommen.
Bechtel zeigte sich äußerst zufrieden mit der Durchführung des gemeinsamen Großeinsatzes und räumte dazu ein:„Wichtig ist üben, üben, üben. Jetzt kann man noch Fehler machen, bei echten Einsätzen dann nicht mehr.“ Bei solchenwären ihm zufolge dann aber auch noch die Berufsfeuerwehren, Rettungsdienste, die Staatsforsten und gegebenenfallsdas Technische Hilfswerk mit dabei. Doch die spannende Frage an diesem Tage lautete für sämtliche Beteiligtenschließlich nur noch: Würde durch den zwei Kilometer langen Schlauch ganz am Ende tatsächlich auch das Wasserfließen? Die Antwort dazu lieferte der betreffende Wald selbst, was fast schon ein etwas unheimlich wirkendes Szenariowar: Auf hunderten Metern Länge begannen mit einem Male die Gräser hin- und her zu schlagen und die Blätter zurauschen, geradeso als bewege sich eine pfeilschnelle Schlange auf das qualmende Lagerfeuer zu – es war derSchlauch, der sich aufblähte und dabei alle Hindernisse aus dem Weg schleuderte. Und dann endlich der erlösendeMoment für alle: das Wasser schoss in einer riesigen Fontäne auf den vermeintlichen Brandherd los!

VON THOMAS HACK AUGSBURGER ALLGEMEINE